Beschreibung
Wilhelm Genazino gilt seit Abschaffel (1977) als stiller Chronist des bundesrepublikanischen Alltags. In den späten 1980er Jahren entdeckte der Autor das Genre des Künstlerromans, die Erzählweise des Inneren Monologs und die Perspektive des Flaneurs wieder. Die vorliegende Arbeit unterzieht Genazinos Prosa einer detaillierten Textanalyse, in deren Mittelpunkt die monologisierenden Protagonisten stehen. Als intellektuelle Penner finden sie stets eigenwillige Auswege innerhalb der gesellschaftlichen Konventionsräume und leisten so unaufgeregten Widerstand gegen die beredte Sprachlosigkeit ihrer urbanen Umgebungen. Als Schlüsseltext wird der autobiografische Roman Die Liebe zur Einfalt (1990) genauer betrachtet. Er wird als Allegorie auf die Prosakarriere des Schriftstellers verstanden und liefert Baupläne, Muster und Grundlagen aller Figuren, Motive und Themen der genazinoschen Erzählwelt.