Beschreibung
Konzentrieren sich viele Arbeiten, die die Thematik der Zeit bei Hegel behandeln, nur auf ein bestimmtes Werk Hegels, so spannt sich in der vorliegenden Studie der Bogen von den Jenaer Systementwürfen, deren Auslegung besonders grossen Raum einnimmt, bis zu Hegels Berliner geschichtsphilosophischen und philosophiegeschichtlichen Vorlesungen, wobei alle längeren Textpassagen, die von der Zeit bzw. von Raum, Zeit und Bewegung handeln, sehr sorgfältig und ausführlich interpretiert werden. Auf diese Weise generiert sich ein Leitgedanke der Zeit, der, indem die Arbeit mit Hegel alle Phasen Hegelschen Philosophierens durchläuft, mutatis mutandis auch Hegels eigene Denkentwicklung widerspiegelt: Ist die Zeit zunächst nur als Jetzt, an dessen Widersprüchlichkeit gerade der frühe Hegel wesentlich die Architektonik künftiger Systembildungen gewinnt, so ist es gerade das Vergehen noch des Vergehens, als welches die Zeit erscheint, wodurch sich eine reflektierte Gegenwart eröffnet. Auf diese Weise stellt die dialektische Entfaltung des Jetzt den Gang von der Unmittelbarkeit, die je schon verschwunden ist und die es als pure Unmittelbarkeit nie gab, durch die sich vollbringende Vermittlung hindurch zur wiederhergestellten Unmittelbarkeit dar. Getilgt ist die Zeit aber erst, indem ihr Gang begriffen ist. Wenn das absolute Wissen zunächst die Sphäre der Logik eröffnet, so kann Hegels Logik nunmehr als die Explikation des reinen Gedanken der Zeit gelesen werden, der im Freilassen des Realen in seiner Unmittelbarkeit hervortritt. Damit ist nicht nur das Jetzt als der Ausgangsort der Analyse eingeholt, sondern es lässt sich noch Hegels System als eine reife Frucht seines Zeitdenkens deuten.