Beschreibung
Wichtige Kenntnisse zu den literarischen Epochen Humanismus, Barock, Frühaufklärung Das Studienbuch führt in die deutsche Literaturgeschichte der Frühen Neuzeit ein und bietet einen chronologischen Überblick über die Großepochen Renaissance, Barock und Frühaufklärung. Indem sie die Tendenzen der neueren Forschung umfassend berücksichtigt, richtet sich die Einführung an fortgeschrittene Studierende und Doktoranden. Weiter ausgreifende Passagen zu den sozial- und ideengeschichtlichen Voraussetzungen wechseln sich mit exemplarischen Einzelinterpretationen ab. Neben dem europäischen Kontext der deutschen Literaturgeschichte, die hier erstmals in ihrer longue durée (1450-1750) und im Verhältnis zu ihren Nachbarliteraturen konturiert wird, wird der Wandel der Autorschaftskonzepte systematisch erläutert. Dem illustrierten Darstellungsteil folgt ein Anhang mit repräsentativen Texten der Frühen Neuzeit. Damit liegt ein Studienbuch vor, das diese Epoche der Literaturgeschichte forschungsgestützt und analytisch neu perspektiviert vorstellt.
Autorenportrait
Prof. Dr. Achim Aurnhammer ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Inhalt
Dank 11
I. EINLEITUNG 13
1. Die frühneuzeitliche Literatur im 21. Jahrhundert 13
2. Humanismus, Barock, Frühaufklärung – Einheit und Vielfalt der Frühen Neuzeit 16
3. Zur Charakteristik der frühneuzeitlichen Literatur 18
4. Zum Aufbau der Literaturgeschichte 20
A HUMANISMUS 23
A.I. Frühhumanismus italienischer Prägung nach 1460 26
1. Grundlagen: Der italienische Humanismus 28
1.1. Francesco Petrarca als ,Vater‘ des Humanismus 28
1.2. Geburt der Textkritik bei Poggio und Piccolomini 30
1.3. Übersetzungstheorie und Platonismus im Zuge der Wiedergewinnung der griechischen Literatur 33
2. Mediale Europäisierung als Rezeptionsbedingung des deutschen Humanismus 35
3. Frühe übersetzerische Aneignung des italienischen Humanismus 36
4. Studia humanitatis und peregrinatio academica: Peter Luder und Rudolf Agricola 39
5. Ende des Frühhumanismus. Maximilians gedechtnus-Kult und der ,Erzhumanist‘ Conrad Celtis 42
A.II. Der reformerische Humanismus (1500–1520) 51
1. Satirische Polemik und innovative Mediennutzung am Oberrhein 52
1.1. Buchkritik und Narrenschelte: Sebastian Brant 52
1.2. Der Brant-Prediger: Geilers von Kaysersberg Straßburger Narrenschiff-Auslegung 57
1.3. Der streitbare Narrenbeschwörer: Thomas Murner 58
1.4. Praeceptor Germaniae: Jakob Wimpfeling und das humanistische Schultheater 60
1.5. Der Straßburger Verleger Johannes Grüninger und sein Dyl Ulenspiegel 62
2. Der ,Fürst‘ der europäischen Gelehrtenrepublik: Erasmus von Rotterdam und sein christlicher Humanismus 63
2.1. Erasmus’ moralkritische und kirchenreformerische Schriften 65
2.2. Neutralitätswunsch und Eskalation: Erasmus und die Reformation 67
2.3. Erasmus und der italienische Ciceronismus 69
3. Ulrich von Hutten und der Reuchlin-Streit 70
A.III. Reformation und Konfessionspolemik (1520–1570) 76
1. Der Medienstar: Martin Luther und die Anfänge der deutschen Reformationsliteratur 78
1.1. Luthers Medientheologie: Reformation als Kommunikationsereignis 79
1.2. Sola scriptura: Luthers Bibelübersetzung für den ,gemeinen Mann‘ 81
1.3. „Ein gute wehr vnd waffen“: Luthers Kirchenlieder 85
1.4. „Nutz“ und „Kurtzweil“: Zum Funktionswandel der humanistischen Fabel in der lutherischen Reformationspädagogik 86
2. Trionfo: Ein Fallbeispiel für die Konfessionalisierung der humanistischen Bildsprache 89
3. Der Meistersinger von Nürnberg: Hans Sachs und das reformatorische Schauspiel nach 1520 94
4. Komik als Kurzweil: Volkssprachliche Kurzprosa der Jahrhundertmitte 98
A.IV. Der nachreformatorische Humanismus (1570–1620) 102
1. Späthumanismus als Standeskultur: Gymnasien und Universitäten als literarische Institutionen 104
1.1. Lutherische und katholische Bildungsreformen im 16. Jahrhundert 105
1.2. Das protestantische Schultheater: Nicodemus Frischlin 107
1.3. Das jesuitische Schuldrama: Jakob Bidermann 108
2. Latinisierungen volkssprachlicher Vorläufer: Zur Zweisprachigkeit des Späthumanismus 110
3. „Gemälpoesy“: Deutsche Emblematik um 1600 111
4. ,Volksbuch‘ und Historia: Deutschsprachige Prosaerzählungen um 1600 115
5. Von Mäusen und Riesen: Gelehrte Sprachspiele in Versepos und Prosaroman 118
5.1. Georg Rollenhagen und das volkssprachliche Tierepos 118
5.2. DerWortspieler: Johann Fischart 119
6. Alchemisten, Mystiker und Propheten: Esoterische Tendenzen im Späthumanismus 121
6.1. Johann Valentin Andreae und der Rosenkreuzerorden 122
6.2. Jacob Böhme und die Sprachmystik des 17. Jahrhunderts 124
B BAROCK 131
B.I. Normpoetischer Neuanfang: Regulierung der deutschen Literatur nach 1620 135
1. Voraussetzungen: Gesellschaft und Literatur im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs 136
1.1. Verspätung der „eignen Muttersprache“: Deutsche Selbstdiagnosen im Lichte der Europäisierung um 1600 136
1.2. Kulturpatriotische Institutionalisierung: Romanische Sprachakademien und die Fruchtbringende Gesellschaft 139
1.3. Der Dreißigjährige Krieg und die ,Krise des 17. Jahrhunderts‘ 141
1.4. „In unzähligen Stücken verändert“: Der Krieg und die Kommunikationsrevolution 142
2. Der Fahnenträger: Martin Opitz’ Dichtungsreform in Poetik und Praxis 145
2.1. Anfänge: Aristarchus und die bildungspolitischen Bedingungen in Beuthen 145
2.2. Buch von der Deutschen Poeterey (1624) 147
2.3. Opitz’ Dichtungsauffassung und die Versreform der Deutschen Poeterey 148
2.4. Musterstücke des Martin Opitz 150
3. „Nicht so bequem“: Standardisierung und Diversität bei den ,Opitzianern‘ 152
3.1. Institutionen und Netzwerke der opitzischen Standardisierung 154
3.2. Poetischer Rechtfertigungsdruck: Prominente Opitz-,Bekehrungen‘ in den 1630er und 40er Jahren 157
3.3. Opitz und das deutsche Lied 159
3.4. Opitz’ Beitrag zur Ausbildung eines rhetorischen Formelguts 161
4. Paul Fleming und der opitzische Petrarkismus 163
5. Versreform und Petrarkismus in der geistlichen Barocklyrik 168
B.II. Kulturpatriotische Konsolidierung nach 1640 173
1. Überblick: Poetische Orientierungssuche nach 1640 174
1.1. Alamode-Kritik: Frankreich als Feindbild 176
1.2. Sprachpurismus: Zesen und die Sprachgesellschaften 179
1.3. „Entdeckte Lung’ / entblöste Hertzen“. Drastik und ,Tumult‘ als Barockstil 181
2. Barocker Pessimismus: Andreas Gryphius und das ,menschliche Elende‘ 184
2.1. Gryphius’ Versdichtung mit und nach Opitz 185
2.2. Gryphius’ dramatischesWerk: Übersetzungen und Lustspiele 187
2.3. Die Trauerspiele des Andreas Gryphius 188
2.3.1. Leo Armenius 189
2.3.2. Bewährte Beständigkeit: Die Trauerspiele Catharina von Georgien, Carolus Stuardus, Papinianus 192
2.3.3. Anamorphose der Vergänglichkeit: Das vanitas-Trauerspiel Cardenio und Celinde 193
3. Pegnitz-Irenik: Die Literatur des Nürnberger Blumen-Ordens 196
3.1. Harsdörffer, Klaj, Birken: Das Pegnesische Dreigespann und sein Schäfergedicht 197
3.2. Die Nürnberger Friedensfeiern 1649/1650 200
3.3. Georg Philipp Harsdörffer als Vermittler einer europäischen Konversationskultur 202
4. Mystische Experimente: Geistliche Figurengedichte bei Catharina Regina von Greiffenberg und Anna Hoyers 205
5. Patriotisches Erzählen: Zur Typologie des barocken Romans 208
5.1. Erzählkomplexität im Dienste der Tugend: Der höfisch-historische Roman 209
5.2. Komisch-moralisches Erzählen im Barock 211
6. Der Unbekannte: Grimmelshausen und sein Simplicissimus 212
6.1. Zur Anlage des Simplicissimus Teutsch und der Continuatio 214
6.2. Hülse und Kern: Moralsatirisches Programm in den Paratexten zu Simplicissimus Teutsch und Continuatio 217
B.III. Der deutsche Manierismus nach 1660 224
1. Der Manierismus als europäische Bewegung 226
2. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und die erotische Lyrik der Schlesier 227
2.1. Bildkombinatorik: Hoffmannswaldaus metaphorisches Schreibverfahren 228
2.2. Die kolonialisierte Geliebte: Hoffmannswaldaus erotische Gedichte 229
2.3. Breslauer Concettismo: Heinrich Mühlpfort, Hans Aßmann von Abschatz und Christian Gryphius 232
3. Der Gelehrte: Daniel Casper von Lohenstein und der Lauf der ,gantzen Welt` 233
3.1. Lohensteins Trauerspiele 234
3.1.1. Türkische Trauerspiele: Ibrahim Bassa (1653/1689) und Ibrahim Sultan (1679) 234
3.1.2. Afrikanische Trauerspiele: Cleopatra (1661 und 1680) und Sophonisbe (1680) 235
3.1.3. Römische Trauerspiele: Agrippina (1665) und Epicharis (1665) 237
3.2. Blumen: Lohensteins Gedichte 239
3.3. „Toll gewordene Realenzyklopädie“? Polyhistorisches Erzählen in Lohensteins Arminius-Projekt 240
4. Affekttheater: Trauerspiel und Oper im Spätbarock 242
4.1. Pathetisierung und ,Veroperung‘ des Schlesischen Trauerspiels: August Adolf von Haugwitz und Johann Christian Hallmann 244
4.2. Hamburger Theatromania: Die Oper am Gänsemarkt 246
5. Der Politiker: Christian Weise im Dienste der Klugheit 249
6. Dynamiken des Romans im späten 17. Jahrhundert 251
6.1. Versepos und Prosaroman: Poetologische Bestimmungen 251
6.2. „Blitz / Donner / und Hagel“: Ziglers Asiatische Banise als manieristischer Roman 253
6.3. Johann Beer und die Auflösung pikarischen Erzählens 255
6.4. Wissen in fiktionalem Gewand: Erasmus Franciscis und Eberhard Werner Happels enzyklopädische Romane 257
7. Abraham a Sancta Clara und die Poetisierung der Predigt 261
C FRÜHAUFKLÄRUNG 269
C.I. Galanterie als Frühaufklärung: Poetischer Wandel um 1690 273
1. Polemik und Geselligkeit in Europa seit den 1680er Jahren 273
2. Der Galant homme: Christian Thomasius und die galante Gelehrsamkeit 277
3. Schwulstkritik und Geschmacksästhetik: Klassizismus bei Canitz, Neukirch und König 279
4. Ästhetik der Aufrichtigkeit: Autorinszenierungen 283
4.1. Affectation und „wahrer Schmertz“: Der Diskurs um die Trauerode 283
4.2. ,Erlebnisdichtung‘? Johann Christian Günthers autobiographische Lyrik 286
5. Pasquillen und Schlüsselromane: Literaturskandale um 1700 289
5.1. Christian Reuter und der Schlampampe-Skandal 290
5.2. Chroniques scandaleuses: Menantes und der galante Roman 291
C.II. Hamburg, Leipzig, Zürich: Zentren der Aufklärung um 1730 299
1. Der Patrioten-Kreis in Hamburg 300
1.1. Andacht zum „allerkleinsten Staub“: Barthold Hinrich Brockes 301
1.2. Die Patrioten: Anfänge der MoralischenWochenschrift 305
2. Der vernünftige Tadler: Gottsched und die Leipziger Aufklärung 309
2.1. Rationalistische Regelpoetik: Gottscheds Critische Dichtkunst 311
2.2. Gottscheds Wiederbelebung der Schaubühne 313
2.3. Niemand gegen Gottsched: Zur Wirkung im 18. Jahrhundert 315
3. Zentrum des Wunderbaren: Bodmer und Breitinger in Zürich 316
3.1. Der Literaturstreit: Allianzen und Eskalationen zwischen Zürich und Leipzig 317
3.2. Schweizerische „Sprachschnitzer“? Patriotismus bei Bodmer, Breitinger und Haller 319
4. Robinson der Peripherie: Johann Gottfried Schnabels Stolberger Felsenburg 321
C.III. Ausblick: Deutsche Literatur um 1750 329
D AUSGEWÄHLTE TEXTE DER FRÜHEN NEUZEIT 335
E VERZEICHNISSE UND REGISTER 593
Wichtige Textausgaben ausgewählter Autoren der Frühen Neuzeit 595
Auswahlbibliographie 602
I. Bibliographien 602
II. Reihen und Periodika 603
III. Textsammlungen und Anthologien 604
IV. Nachschlagewerke; Autorenlexika 604
V. Frühneuhochdeutsch 605
VI. Geschichte und Kulturgeschichte 605
VII. Gesamtdarstellungen und Standardwerke zur frühneuzeitlichen Literaturgeschichte 606
Abbildungsverzeichnis 610
Personenregister 617