Beschreibung
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen zwei miteinander verbundene Themenbereiche: die frühneuzeitliche Mentalitätsgeschichte von Tod und Sterben sowie die historische Erforschung von Selbstzeugnissen. Während die Selbstzeugnisforschung in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum einen regelrechten Boom erlebte, gehörte die Geschichte von Tod und Sterben bislang eher zu den Arbeitsbereichen der französischen Historiographie. Daran anknüpfend setzt sich der Autor kritisch mit den Thesen des bedeutenden französischen Historikers Philippe Ariès auseinander. Rund 50 bislang unveröffentlichte Texte aus Archiven der Deutschschweiz werden hier erstmals verarbeitet; daneben finden sich bekannte sowie bislang wenig beachtete, bereits publizierte Selbstzeugnisse. Diese eignen sich als Orte des individuellen und kollektiven Gedächtnisses hervorragend für die mentalitätsgeschichtliche Analyse der Vorstellungen und Praktiken im Bereich Tod und Sterben. So zeigt die Arbeit auf, welche erzählerischen Elemente und literarischen Vorbilder Selbstzeugnisautoren in der Frühen Neuzeit hatten, um über den Tod anderer und die eigene Sterblichkeit zu schreiben. Zentral sind dabei der Vorsehungsglaube und die geradezu heilsentscheidende Bedeutung der Sterbestunde, in der es galt, einen guten Tod zu sterben. Die Verfasser verfügten über Strategien, mit denen sie Familienangehörigen einen guten Tod erschreiben konnten, auch wenn die Kriterien dafür nicht erfüllt waren. Mit einer sorgfältigen Quellenkritik geht Leutert diesen Strategien auf den Grund.
Autorenportrait
Der Autor: Sebastian Leutert (geb. 1967) studierte an den Universitäten Zürich und Basel Allgemeine Geschichte, Philosophie und Allgemeines Staatsrecht. Er promovierte 2002 in Basel und ist heute als Lehrer tätig.