Beschreibung
Das Alte Testament ist voll von Geschichten, die Geschichte erzählen. Dabei verfolgen biblische Erzählkunst und Historiographie keinen Selbstzweck. Vielmehr stoßen wir im Alten Testament auf eine Vielzahl von Stimmen, die theologisch motiviert und verantwortet Zeugnis von Gottes geschichtlichem Wirken in Israel ablegen. Geschichte erscheint daher stets als "gedeutete Geschichte", und die Erzählkunst der biblischen Autoren steht im Dienst des Verständnisses einer Wahrheit, die durch die Geschichte hindurch weitergetragen sein will. Zugleich ist die Rekonstruktion der Wirklichkeit, die sich hinter ihrer Deutung durch die alttestamentlichen Erzähler verbirgt, auf kritische Hinterfragung angewiesen und bleibt der historiographischen Würdigung nicht unzugänglich. Die beiden ersten Abhandlungen schildern, wie JHWH zum "Gott Israels" geworden ist, und beschreiben Israels Verhältnis zu den "Kulturen des Alten Vorderen Orients". Es folgt eine Untersuchung der "David-Geschichten im Alten Testament", in denen sich historiographische und theologische Interessen miteinander vermengen. Zwei weitere Beiträge konzentrieren sich auf die theologische Geschichtsdeutung der Deuteronomisten. Darauf untersucht der Autor "Aspekte des Friedens im Alten Testament". Wie ein kanaanäischer Brauch Eingang in die biblische Überlieferung gefunden hat, verrät die anschließende Betrachtung über "Rizpa und das Ritual von Gibeon". Der letzte Beitrag bietet einen Überblick über "Geschichtliche, innenpolitische und religiöse Entwicklungen in Israel im 9. Jahrhundert v.Chr.".
Autorenportrait
Winfried Thiel, geb. 1940, Dr. theol., ist emeritierter Professor für Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.