Beschreibung
In seinen zwischen 1429 und 1450 in drei Versionen verfassten und mit unterschiedlichen Protagonisten ausgestatteten Dialogen Über die Lust oder über das wahre und das falsche Gute verfolgt Valla das doppelte Ziel, die philosophische Ethik, repräsentiert durch die stoische Tugendethik, zu widerlegen und eine neue - die wahre - christliche Ethik zu begründen. Zur Erreichung dieses Ziels lässt er die Unterredner die stoisch-christliche Lehre von der honestas, der Ehrbarkeit, als zutiefst unmoralisch und unnatürlich brandmarken und stattdessen die voluptas, die Lust, als höchstes Gut propagieren, dessen Natürlichkeit auch der durch Christus erlösten Natur des Menschen angemessen ist. Dabei wandelt sich die Sprache von der logisch-philosophischen über die rhetorische zur poetischen Argumentationsweise. Dank dieser methodischen Eigenart und der Dialogform bleibt Vallas eigene Position verborgen und hat dieses Meisterstück humanistischer Sprachkunst eine Vielzahl unterschiedlicher Interpretationen herausgefordert.