Beschreibung
Im späten 19. Jahrhundert äußerten französische Psychiater eine alarmierende Vermutung: Bei Kindern, die während der preußischen Belagerung und der blutigen Revolten in Paris 1870 / 71 gezeugt worden waren, beobachteten sie gehäuft körperliche und psychische Anomalien. Das ließ aufhorchen: Konnte es sein, dass die turbulenten Ereignisse jener Jahre eine fatale Wirkung in der nachfolgenden Generation entfaltet hatten ? Von dieser medizinhistorischen Episode ausgehend untersucht Caroline Arni die Geschichte der humanwissenschaftlichen Erforschung des Werdens von Menschen. Sie zeigt, wie Physiologen, Mediziner und Psychologen im 19. Jahrhundert das Ungeborene zum « Vorgeburtlichen » erklärten, wie sie im Leben des Fötus Ursprünge kindlicher Eigentümlichkeiten und Anfänge menschlicher Subjektivität suchten und wie sie im Körper der Schwangeren Vergangenheit und Zukunft der Gesellschaft miteinander verschränkten.
Autorenportrait
Caroline Arni, geboren 1970, ist Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Basel. Nach Studien in Bern hat sie längere Forschungsaufenthalte in Princeton, Paris und Konstanz gehabt. Sie forscht und lehrt zu Themen der Sozial- und Kulturgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Geschlechtergeschichte und Schweizer Geschichte. Im Mai 2017 wurde ihr der Teaching Excellence Award für Modern Scholarship der Universität Basel verliehen.