Beschreibung
Seit dem 18. Jahrhundert war unter deutschen Neuhumanisten die Idee zur Forderung erhoben worden, dass es einen höheren menschlichen Sinn jenseits des bloß Utilitaristischen und Opportunen geben müsse - und dass diese Idee oberste Priorität zu genießen habe. Darin bestand die vielleicht herrlichste deutsche Mission zum Wohle Europas, die freilich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. - Als ob man bereits um 1800 geahnt hätte, welch ähnliches Los der eigenen Kultur beschieden sein würde, sympathisierten viele Deutsche mit dem Schicksal der Hellenen wie Erkrankte, welche vom gleichen Leiden befallen sind. Man erkannte seine eigenen Besonderheiten bei den Hellenen wieder, dem einzigen Volk der Weltgeschichte, dessen Genialität und Zerrissenheit an die der Deutschen heranreichte.
Autorenportrait
Frank Lisson, 1970, Dr. Phil., Historiker und Philosoph mit Schwerpunkt Kulturgeschichte. Veröffentlichungen der letzten Jahre: Mythos Mensch. Eine Anthropodizee (2019); Weltverlorenheit. Über das Wahre im Wirklichen (2016); Homo Creator. Über das Wesen der Technik (2015); Hellas als unerreichbare Gegenmoderne (2013).