Beschreibung
Die gemeinsame Mahlzeit - oder die Tischgemeinschaft - ist einer jener Anlässe, bei denen sich das Private und das Öffentliche vermischen. Hirschman geht den vielfältigen öffentlichen und kollektiven Handlungen nach, die mit dem Vorgang des Essens und Trinkens verknüpft sind. Hirschmans Suche nach den Antriebskräften der wirtschaftlichen Entwicklung und nach den Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Politik sowie zwischen Moral und Markt führte stets dazu, dass er die Grenzen zwischen den zuständigen Disziplinen überschritt und der herrschenden ökonomischen Lehre widersprach. In seiner "Jan-Patocka-Gedächtnisvorlesung" (1996) verfolgt Hirschman die Genealogie der Dichotomie privat/öffentlich zurück bis zur alttestamentarischen Unterscheidung zwischen niederen und höheren Werten ("Der Mensch lebt nicht vom Brot allein."). Er entdeckt - in Anknüpfung an Georg Simmel - in der Tischgemeinschaft eine Institution, in der die Sphären des Privaten und des Öffentlichen verschmelzen. Die soziale und politische Funktion des gemeinsamen Tafelns charakterisiert er als gleichermaßen wesentlich wie ambivalent für das Gemeinwesen. Ein ausgiebiges Gespräch mit Hirschman ermöglicht bedeutsame Einblicke in sein Leben und seine Lehre. Anlässlich seines 100. Geburtstages legen wir dieses Buch neu auf.
Autorenportrait
Albert O. Hirschman (1915-2012) war seit 1974 Professor für Sozialwissenschaften am Institute for Advanced Study in Princeton.