Beschreibung
1905 wurde "die Meldemannstraße" als eines der modernsten Männerwohnheime errichtet. In seinen Anfängen ein "Wunder an Billigkeit und Eleganz", kam es im Laufe der Jahrzehnte zum Niedergang: Hier werde "der Mensch zum Tier gemacht, bis zum Letzten ausgenützt und zum Nichts degradiert", schilderte ein Bewohner dem Schriftsteller Gerhard Roth drastisch das Leben in der Meldemannstraße der 1980er-Jahre. Dass sich ab und zu Touristenbusse in die Peripherie des 20. Wiener Gemeindebezirks verirren, hat aber weniger mit Sozial-Voyeurismus zu tun denn mit dem berühmtesten Bewohner des Männerasyls: Von 1910 bis 1913 nahm der damalige Postkartenmaler Adolf Hiter hier Quartier.
Vor seiner Schließung im Herbst 2003 hält die vielfach ausgezeichnete Fotografin Hertha Hurnaus die Atmosphäre im Haus Meldemannstraße 27 fest. Sie porträtiert Menschen, die in den Drei-Quadratmeter-Kabinen eine Unterkunft gefunden haben und die dem Journalisten Wolfgang Paterno von ihren Leben erzählen. Auch wenn, wer hier landet, meist lange bleibt, ist die Adresse Meldemannstraße nicht für alle gleichbedeutend mit Endstation.
In seinem einleitenden Essay stellt Peter Pantucek das Porträt des Hauses Meldemannstraße 27 und seiner Bewhoner in einen soziologischen und sozialhistorischen Kontext. Innen- und Außensicht verschmelzen so zu einer sensiblen wie ausgewogenen Dokumentation dieser zur Legende gewordenen Instiution. Ein Vorwort der Historikerin Brigitte Hamann, die "Hitlers Wien" in ihrem Buch eingehend analysiert hat, rundet Einblick in und Rückblick auf das Männerasyl Meldemannstraße ab, das Gerhard Roth in seiner "Reise in das Innere von Wien" als "einen der düstersten Orte" beschreibt, "die den Abscheu, den Ekel und die geheimen Todeswünsche widerspiegeln, mit denen die Gesellschaft ihren Außenseitern begegnet".