Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm zwischen Poesie und Erziehung, Sprache: Deutsch, Abstract: Betrachtet man die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm genauer, fällt auf, dass in einem Großteil der Märchen die Protagonisten weiblich sind. Sie treten als Heldinnen der Erzählung auf. Dies stand dabei in völligem Widerspruch zu dem weiblichen Rollenideal der damaligen Zeit. In der bürgerlichen Gesellschaft des neunzehnten Jahrhunderts hatten Frauen eine passive, zurückhaltende Rolle einzunehmen, die sich vor allem auf einen inneren Wirkungsbereich, das heißt die Familie und den Haushalt, beschränkte. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, welche weiblichen Rollenbilder in den Grimmschen Märchenerzählungen überhaupt auftraten? Wie wurden sie charakterisiert? Und erfüllten die Märchenheldinnen der KHM noch das biedermeierlich geprägte Frauenbild ihrer Zeit? Welchen Einfluss hatten die dargestellten Frauentypen auf ihre Zeitgenossinnen? Dies soll anhand des Märchens "Die zwölf Brüder" (KHM 9) genauer beleuchtet werden. Dabei weist der Text inhaltliche Bezüge zu den Geschwistermärchen "Die sechs Schwäne" (KHM 25) und "Die sieben Raben" (KHM 49) auf, die ebenfalls von der Erlösung in Tiergestalt verwandelter Brüder durch die eigene jüngere Schwester handeln. Jedoch werden die Ursachen für die Verwandlung und die Bedingungen zur Erlösung unterschiedlich dargestellt. Da der Stoff und die ähnlichen Frauenfiguren von den Brüdern Grimm so oft behandelt wurden, stellt sich die Frage, ob dahinter ein bestimmtes Rollenbild transportiert werden soll. Jedoch bleibt offen, inwieweit Jakob und Wilhelm Grimm sich den Vorstellungen bzw. Normen ihrer Zeit angepasst haben oder ob sie vielmehr eine fortschrittliche Denkweise gezeigt haben.