Beschreibung
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Psychologie - Diagnostik, Note: 1,3, Technische Universität Kaiserslautern (Psychologie), Veranstaltung: Psychologie kindlicher Lern- und Entwicklungsauffälligkeiten, Sprache: Deutsch, Abstract: In der ADHS-Diagnostik gehören Kinder mit starken Symptomen, die mitten in einer Testdurchführung plötzlich einem Verhaltensimpuls nachgeben und aus dem Setting aussteigen wollen, zum klinischen Alltag, so dass sich der klinische Diagnostiker oft besonderen Herausforderungen bei der Testdurchführung gegenübersieht und in ein Spannungsfeld von Psychometrie und durchführungstechnischer Zumutbar- wie Machbarkeit gerät. Die vorliegende Studie prüft anhand einer primär qualitativen und ergänzend quantitativen Analyse die Testdurchführung von KiTAP und HAWIK IV von 11 Testleitern einer kinderpsychiatrischen Gemeinschaftspraxis daraufhin, ob und inwieweit sich die testpsychologische Erfassung von Aufmerksamkeit und Intelligenz im Rahmen der ADHS-Diagnostik bei Kindern in einem Spannungsfeld zwischen Standardgewährleistung und kindgerechter Anpassung bewegt, ob es bei den Testleitern diesbezüglich persönliche Durchführungsstile gibt und ob sie sich zudem bestimmbaren Durchführungstypen zuordnen lassen. Die Testleiter werden nach Kategorien, die vorher aus dem Feld induktiv hergeleitet wurden, jeweils über alle Testphasen des KiTAP und HAWIK IV hinweg rotierend beobachtet und dementsprechend auch nach ihrer Selbsteinschätzung befragt. Da die intervallskalierten Messinstrumente für jede Kategorie mehrere Schätzwerte erfassen, lässt sich das jeweilige Durchführungsverhalten ergänzend auch quantitativ beschreiben. Die qualitative Bildung von Durchführungstypen wird clusteranalytisch untermauert, die Beschreibung von Durchführungsstilen und -typen kommunikativ validiert. Im Ergebnis der Studie hat jeder Testleiter seinen persönlich verantworteten Durchführungsstil, der selbst bei so unterschiedlichen Tests wie KiTAP und HAWIK IV relativ stabil ist, der der Testdurchführung auch unter herausfordernden klinischen Bedingungen Sicherheit und Linie gibt und der ein besonderes Regulationsverhalten repräsentiert. Reguliert wird ein für notwendig gehaltenes Entgegenkommen an die Situation und Symptomatik der kindlichen Testperson im klinischen Kontext. Die Testleiter sind sich des Spannungsfeldes von testtheoretischen und klinischen Anforderungen bewusst. Sie suchen beide Anforderungen reflektiert und systematisch in Ausgleich zu bringen. Um den mittleren Raum zwischen den Polen testdiagnostische Funktionalität einerseits und psychosozial-diagnostische Beziehungsgestaltung andererseits verteilen sich drei distinkte Durchführungstypen.
Autorenportrait
Christian Keck, Jahrgang 1967, promovierter Pädagoge, M.Sc. Psychologe langjährig beschäftigt in der psychosozialen Beratung im Bereich Sozialpsychiatrie, unterrichtender Psychologe an einer Berufsakademie, nebenberuflich freier Supervisor (DGSv) und systemischer Familientherapeut (DGSF), Kontakt über www.supervisionspraxis-keck-augsburg.de