Beschreibung
Die Frage nach den Dissidenten im Mittelalter stellt sich als methodische Herausforderung dar, die sich besonders in der jüngsten Forschung zu den Katharern niederschlägt: Gab es denn überhaupt Katharer oder handelt es sich um ein Konstrukt von angstbesessenen Theologen und Inquisitoren? Stellten die Kirchenmänner der christlichen "civitas dei" bewusst eine teuflische Gesellschaft gegenüber, nicht zuletzt um die römische Kirche als sicheren Hort des Heils unterstreichen zu können? Es gilt, bei der Frage des Verhältnisses von Norm und Dissidenz Abstand zu nehmen von einem rein kausalen Verständnis, das nur im Rahmen von Aktion und Reaktion denkt. Tatsächlich geht es um äußerst komplizierte und pluriforme Verflechtungen, um Netzwerke, bei denen Wirkungen wiederum zurückwirken auf die eigentlichen Faktoren. Auch wenn dieser Startband historische Beispiele aus der leidvollen Geschichte der Dissidenten vorstellt, so ist dieser Mechanismus keinesfalls eine Sache der Vergangenheit.
Autorenportrait
Daniela Müller, Prof. Dr. theol., lehrt Kirchengeschichte und kanonisches Recht an der Faculteit der Filosofie, Theologie en Religiewetenschappen der Radboud-Universiteit Nijmegen.