Beschreibung
Als die Sowjetunion unterging, erhielt die historische Forschung Zugang zu bislang verschlossenen Archiven. Jetzt waren Zeugnisse der sowjetischen Geschichte zugänglich, die von Gewaltherrschaft und Terror, von Alltag und Lebenswelten in Stadt und Land, von nationalen Selbst- und Fremdbildern, von Wirtschafts- oder Außenpolitik handelten. Diese «Archivrevolution» war Bestandteil der Untergangsgeschichte des sowjetischen Imperiums. Das neue Rußland begann seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre – und zumal unter Präsident Vladimir Putin – den Zugang zu den Archiven erneut zu reglementieren. Neue Archivgesetze haben zur Ernüchterung in der Geschichtswissenschaft geführt und zu einer Debatte über Möglichkeiten und Grenzen der postsowjetischen Archivlandschaft angeregt. Ausgehend von einer durch die Herausgeber initiierten und durch die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde geförderten Fachtagung konnten namhafte russische, amerikanische und deutsche Autoren gewonnen werden, die mit Blick auf die oben genannten Themengebiete über ihre Erfahrungen in postsowjetischen Archiven, über neue, bislang ungenutzte Bestände, über Arbeitsmöglichkeiten und Forschungsperspektiven berichten. Gerade der letzte Aspekt ist angesichts der gegenwärtig schwer überschaubaren Archivlandschaft von besonderer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund rundet eine Synthese den Band ab, in der Impulse und Hinweise für weiterführende Studien zur Sowjetgeschichte gegeben werden.
Autorenportrait
Die Herausgeber: Stefan Creuzberger, Jahrgang 1961; Studium der Osteuropäischen Geschichte, der Mittleren und Neueren Geschichte sowie der Wirtschafts- und Sozialgeographie in Frankfurt am Main, Tübingen und Bonn; 1995-2001 Wissenschaftsredakteur bei einer Zeitschrift; seit 1999 Lehrbeauftragter für Osteuropäische Geschichte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen; seit 2001/2002 Wissenschaftlicher Assistent am Historischen Institut Universität Potsdam; seit 2001/2002 Gastdozent, ab 2003/2004 Gastprofessor für Neuere Geschichte an der Universität Plovdiv (Bulgarien). Zahlreiche Publikationen zur deutschen und russischen/sowjetischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Rainer Lindner, Jahrgang 1966; Studium der Neueren Geschichte und Osteuropäischen Geschichte sowie der Neueren deutschen Literatur in Jena, Minsk/Moskau und Tübingen; bis 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen; seit 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Geschichte/Soziologie der Universität Konstanz. Zahlreiche Publikationen zur russischen, sowjetischen, ukrainischen und belarussischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zur postsowjetischen Transformation.