Beschreibung
Séraphîta gehört zu jenen Werken Balzacs, die sich mit ihrem lange Zeit als krude oder unverständlich gescholtenen Mystizismus in ein noch immer marxistisch-sozialgeschichtlich dominiertes Realismus-Konzept nicht fügen wollen. Diese Studie widmet sich hingegen dem Mystiker und dem Phantastiker Balzac und zeigt das sowohl in literarischer als auch in philosophisch-theologischer Hinsicht romantische Erbe dieses ‘realistischen’ Erzählers. Der ausgesprochen phantastische Roman Séraphîta wird hier im Horizont der überlieferten ‘Bilder vom Norden’ sowie ideologischer, wissensgeschichtlicher und literarhistorischer Zusammenhänge rekontextualisiert. Wir begegnen dabei einer Bündelung diskursiver und imaginativer Konzeptualisierungen des ‘Nordens’, die über diesen Einzelfall hinaus exemplarisch für die Entwicklung einer ‘postromantischen’ europäischen imaginatio borealis im 19. Jahrhundert sind.
Autorenportrait
Die Autorin: Cornelia Soetbeer, geboren 1973 in Lübeck, studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Romanistik (Französisch) und Germanistik. Promotion 2002 als Stipendiatin des Kieler Graduiertenkollegs Imaginatio borealis – Perzeption, Rezeption und Konstruktion des Nordens. Seit April 2003 ist sie wissenschaftliche Referentin der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.