Beschreibung
Robert Gernhardt kennt sich aus in unseren Kreisen - jenem Reigen aus 'steckengebliebenen Aufklärern', die am eigenen kritischen Anspruch gescheitert sind. Apo-Veteranen, die dem Bürgerlichen auf Dauer nicht entkommen konnten, ja das gesamte linksliberale, rot-grüne Milieu wird von ihm mit List auf die Schippe genommen. Ein Zitat Adornos schlitzohrig abwandelnd, demaskiert er in seinen Humoresken Es gibt kein richtiges Leben im valschen den postrevolutionären Alltag in all seiner liebenswerten Lächerlichkeit: den akademischen Jargon, dessen Sprechblasen müde zerplatzen, die Psychologisierungs- und Verbalisierungssucht oder die alternative Gesinnung, die an den Feinheiten der Mülltrennung zu scheitern droht - ist das Teebeutelschnürchen mehr bio oder mehr Altpapier oder mehr Altholz? Auch die Tücken der Neuen Sinnlichkeit sind Zielscheiben von Gernhardts beißendem Humor. Seine Fähigkeit, durch grelle Übertreibungen die Dinge zur Kenntlichkeit zu verzerren, seine erstaunliche Beobachtungsgabe sowie seine Kunst, selbst den tollkühnsten Kalauer überraschend in den Hintersinn zu wenden, machen die Lektüre dieses Buches zum diebischen Vergnügen.
Autorenportrait
Robert Gernhardt (1937-2006) lebte als Dichter und Schriftsteller, Maler und Zeichner in Frankfurt am Main und in der Toskana. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Heinrich-Heine-Preis und den Wilhelm-Busch-Preis. Sein umfangreiches Werk erscheint bei S. Fischer, zuletzt 'Toscana mia' (2011), 'Hinter der Kurve' (2012) und 'Der kleine Gernhardt' (2017).