Beschreibung
Michael Baumann untersucht die letzte und produktivste Phase des italienischen Reformators Peter Martyr Vermigli (1499-1561) als Hochschullehrer in Zürich. Von 1556 bis 1561 unterrichtete dieser als Professor Altes Testament. Peter Martyr Vermigli war als scholastischer Theologe ein explizit reformierter Denker, er kombinierte reformierte Glaubenslehre mit scholastischer Argumentation und leistet damit Entscheidendes zur Etablierung und Sicherung der noch jungen (protestantischen) reformierten Kirche. Vermigli trug entscheidend zur Präzisierung des reformierten Abendmahlsverständnisses bei, indem er im sog. Zweiten Abendmahlsstreit vehement gegen die lutherische Position die oberdeutsch-reformierte stärkte. Als Kontroverstheologe verhalf er dem Consensus Tigurinus, also der Schweizer Übereinkunft über das Abendmahl zur Bekanntheit und zum Durchbruch. Er stand als hochgebildeter Theologe mit großer Hochschulerfahrung für eine weit über Zürich hinaus reichende Wirkung der jungen Zürcher Hohen Schule und verhalf der schola tigurina zu überregionaler Bedeutung und Relevanz. Keine andere Lehrperson verkörperte wie Peter Martyr diese Internationalität, nicht nur als Kirchendiplomat, mehr noch als persönlicher Gewährsmann war Vermigli für Heinrich Bullinger die Verbindung nach England und zu Johannes Calvin nach Genf. Die Arbeit konzentriert sich auf drei Bereiche: einen historio-biographischen, der die letzten Jahre Vermiglis in Zürich beleuchtet und beschreibt; einen exegetisch-theologiehistorischen, in welchem anhand edierter Vorlesung aus der Zürcher Zeit Vermigli als ein spätmittelalterlich-scholastisch geschulter, aber durchwegs biblisch-reformiert argumentierender Theologe dargestellt wird; und auf einen dritten Bereich, in welchem anhand des Versuchs einer Rezeptionsgeschichte die Wirkung Vermiglis auf die spezifisch zürcherischen Kirchenentwicklungslinien beschrieben werden.
Autorenportrait
Dr. Michael Baumann ist Pfarrer in Wiesendangen (Kanton Zürich) und freischaffender Reformationshistoriker.