Beschreibung
"Der Fall Servet" markiert einen Wendepunkt im humanistischen Denken der Neuzeit: Die Verurteilung und Verbrennung des spanischen Humanisten Miguel Servet am 27. Oktober 1553 auf Veranlassung des Genfer Reformators Johannes Calvin löste einen viele Jahre währenden Streit aus, der später als die Toleranzkontroverse in die Geschichte einging. Für Calvin und seine Anhänger war Servets Verbrennung ein abschreckendes Exempel dafür, wie mit Menschen umzugehen sei, die den Geltungsanspruch einer für verbindlich erklärten, von Menschen erdachten Lehre in Frage stellen. Für Sebastian Castellio - ein ehemaliger Mitstreiter Calvins - und die christlich liberalen Denker in Basel war sie ein mörderischer Verrat an den durch Christus gelehrten Prinzipien christlicher Nächstenliebe, Duldsamkeit und Barmherzigkeit. "Was", so fragte Castellio, "bliebe dem Satan noch zu tun übrig, sollte Christus all dies befohlen haben?" Die durch den "Fall Servet" ausgelöste Toleranzkontroverse wurde zum Prüfstein und Menetekel der Reformation: Uwe Plath gibt mit diesem Band einen tiefen Einblick in die Streitkultur der damaligen Zeit, in der sich ein neues Bild vom Menschen herauszubilden begann.
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