Beschreibung
Der preußische Sieg in den Einigungskriegen gilt als fast automatisches Ergebnis der Roonschen Reformen von 1859/60, die über Nacht das preußische Heer in eine hocheffiziente Kampfmaschine verwandelt haben sollen. Durch die Einordnung in die Entwicklung des preußischen Heerwesens seit 1807 widerlegt der Autor diese These und zeichnet ein differenzierteres Bild der preußischen Armee dieser Ära. Die Untersuchung verschiedener Reformprozesse macht deutlich, dass das preußische Militärwesen vor 1859 keineswegs von Schlendrian und Ausruhen auf den Lorbeeren der Einigungskriege geprägt war. Vielmehr hatte das preußische Heer die stetige Professionalisierung und die behutsame Aneignung von technischen und organisatorischen Neuerungen institutionalisiert und damit auch nach 1814 einen vorderen Platz unter den europäischen Armeen behauptet. Das Bild einer Stagnationsphase im mittleren 19. Jahrhundert verdanken wir, so der Autor, einer Historiographie, die zu lange damit zufrieden war, die Gründungsmythen des Kaiserreiches nachzuerzählen.