Beschreibung
Allgemeine Normen wie z. B. Verantwortung oder Lebensschutz führen heute in vielen ethischen Konflikten zu keiner befriedigenden Lösung, weil sie wie z. B. in den Fällen der Embryonenforschung oder der Sterbehilfe von Befürwortern wie Gegnern in Anspruch genommen werden. Eine Lösung des Konfliktes bietet eine Theorie konstruktivistischer Wissensbildung aus den Reizen der Umwelt, die die Herleitung einer grundlegenden ethischen Orientierung ermöglicht. Sie geht nicht mehr der Frage »Was soll ich tun?« nach, sondern sucht eine Antwort auf die Frage »Soll ich es tun?«. Es ist die Frage nach einer Bewertung dessen, was wir als Umwelt vorfinden, wie z. B. naturwissenschaftliche Machbarkeiten, ob wir sie akzeptieren wollen oder nicht. Eine Erkennbarkeit der Bewertungen erschließen neurowissenschaftliche Ergebnisse, die nicht nur die emotionale Bewertung der Umwelt durch einen Menschen deutlich machen, sondern auch daraus hervorgehende Handlungsorientierungen, die für einen Menschen und dessen in die Zukunft gerichtetes erfolgreiches Handeln unverzichtbar sind. Solchen Handlungsorientierungen muß ein Mensch nicht blindlings folgen, sondern sie bedürfen einer reflexiven Betrachtung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt, die anschließend auf den Menschen zurückwirken würden.
Die allgemeine Geltung der Theorie ethischer Urteilsbildung läßt sich aus empirischen und epistemischen Aspekten begründen. Ihre Tauglichkeit wird schließlich an den Beispielen des Irakkrieges und einer humanen embryonalen Stammzellforschung überprüft.
Autorenportrait
Dr. Wedig Kolster, Jahrgang 1935, Studium der Philosophie und Wissenschaftslehre, arbeitete auf dem Gebiet konstruktivistischer Erkenntnistheorien. Nach Beendigung seiner Tätigkeit in der Militärgeschichtsforschung nimmt er seit 1995 einen Lehrauftrag an der Universität Freiburg wahr. Er arbeitet auf den Gebieten der Erkenntnistheorie und Ethik.