Beschreibung
Karl Jaspers' philosophische Denkwege und Diskurse lassen sich als Auseinandersetzung mit totalitärem Denken und als Kritik des absoluten Anspruchs verstehen. Konstitutiv sind für den Menschen das Streben nach Erkenntnis. Das Pendant hierzu ist das Streben nach Halt – ein Streben, das zuweilen machtvoll auftritt und eine gefährliche Eigendynamik besitzt. Ein absolutes Wissen ist redlicherweise nicht erreichbar. Der Mensch bleibt stets an die Grenzen möglicher Erkenntnis verwiesen. Versucht er diese leichthin zu überschreiten, verfestigen sich seine stets nur partikular gültigen Einsichten zu einem „Gehäuse“, das, mit absolutem Anspruch vertreten, zu einer Form totalitären Denkens mit gefährlichen Implikationen sich entwickeln kann. Das von intellektueller Redlichkeit getragene Philosophieren, insbesondere im Anschluß an Kant und Nietzsche, in der Spannung von Wissen und Nichtwissen hat die Aufgabe, diese Ansprüche kritisch zurückzuweisen.
Als Philosophiehistoriker ist der Karl Jaspers (1883–1969) nach dem Zweiten Weltkrieg international bekannt geworden. Daß seine Philosophie auch heute noch aktuell und beherzigenswert ist, wird nicht zuletzt in der Reflexion seiner Ausführungen über die „Schuldfrage“ dargelegt.
Autorenportrait
Dr. phil., arbeitet und forscht zu Themen aus den Bereichen Philosophie, Religionswissenschaft und Theologie.