Beschreibung
Die politische Leistung Graf Rogers I. von Sizilien ist bisher nur unzureichend erforscht. Auf der Basis einer eingehenden Analyse der urkundlichen und erzählenden Quellen seiner Zeit entwirft diese Studie ein Gesamtbild der Regierung und der Herrschaftskonzeption des ersten sizilischen Grafen. Durch seine auf kulturellen Ausgleich ausgerichtete Politik, durch die Neuorganisation der Verwaltung, des Ämterwesens und der sizilischen Kirchen- und Klosterstruktur setzte Roger I. grundlegende Maßstäbe für die normannische Monarchie auf Sizilien. Bei seinem langfristigen Ziel der Latinisierung und in Zusammenarbeit mit dem Papsttum auch der Romanisierung Siziliens hatte Graf Roger I. jedoch auf die griechisch-byzantinischen Traditionen und den in weiten Teilen der Insel zahlenmäßig dominierenden arabischen Bevölkerungsanteil Rücksicht zu nehmen. Mit politischem Geschick und der notwendigen Sensibilität fand der erste Graf die richtige Mischung zur Stabilisierung der heterogenen sizilischen Verhältnisse und damit zur Konsolidierung seiner normannisch-christlichen Herrschaft.
Autorenportrait
Julia Becker, Deutsches Historisches Institut Rom, Italien.