Beschreibung
Von den mehr als tausend Kurzgeschichten, die Robert Walser in den drei Jahrzehnten seiner schriftstellerischen Produktivität geschrieben hat, bis er sich im Alter von 51 Jahren in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen ließ, sind nahezu der zehnte Teil Liebesgeschichten. Eine Auswahl des zu seinem 100. Geburtstag erschienenen Bandes 'Liebesgeschichten' wird hier vorgelegt. In der Reihenfolge ihrer Entstehung zeigen sie die Entwicklung eines Autoren, der - zeitlebens unverheiratet - allem Erotischen gegenüber aufgeschlossen und allem Neuen gegenüber erotisch reagierte. Mit der ihm eigenen Verletzbarkeit und mit der Exponiertheit des unfreiwilligen Außenseiters hat er auch diese besondere Spielart zwischenmenschlicher Beziehungen in allen ihren Erscheinungsformen und ihren Brechungen an den gesellschaftlichen Konventionen, Ritualen und Verkümmerungen dargestellt. Ob er nun das Wunschdenken der Pubertät, den 'weichen Kerker der Ehe', melancholisch-verschmitzte Parabeln über die Unfixierbarkeit des Glücks, ob er Spielarten der Eifersucht, des Ehebruchs oder in eigenwilligen Nacherzählungen die erotische Trivialliteratur entlarvt und parodiert, niemals ist seine Sympathie auf der Seite stagnierender Konventionen, immer aber bei der Spontaneität, beim Leben, bei der Veränderung und meistens bei der Frau.
Autorenportrait
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