Beschreibung
Sechshundert Jahre lang hat die Welt Zeit gehabt, sich mit dem Leben und dem Predigt- und Lehramt des Prager Magisters Jan Hus und seinem Ende als Ketzer auf einem Scheiterhaufen des Konzils von Konstanz am 6. Juli 1415 zu befassen. Der Schriftsteller Edzard Schaper (1908-1984) schrieb vor 50 Jahren aufgrund intensiver Quellenstudien ein Hörspiel. Es wurde an der Universität Freiburg Schweiz zu einem Theaterstück (2008) und zu szenischen Führungen durch die Konzilstadt Konstanz (2012) umgearbeitet. Schaper lenkt alle Sympathie auf Jan Hus, der zum Spielball der widerstreitenden Interessen und Intrigen des Konzils wurde. Doch er deckt auch die "Tragik der Unausführbarkeit" von dessen Reformideen auf: Führt eine Brücke von der unsichtbaren Gemeinschaft der Prädestinierten zum Handeln in der sichtbaren Gemeinschaft der Glaubenden? zum politischen Handeln in einer konfliktgeladenen Welt? Schapers Texte regen an zur Auseinandersetzung mit dem Schicksal des Jan Hus an. Können wir inzwischen gleichsam Jan Hus in die Augen blicken?