Beschreibung
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Judentum und Christentum in den ersten Jahrhunderten hat man lange wie selbstverständlich so beantwortet, dass irgendwann im 1. oder 2. Jahrhundert eine bleibende Abgrenzung voneinander vollzogen worden sei. Inzwischen wird eine bereits so früh vollzogene Trennung der beiden Religionen vehement bestritten. Denn die Quellen lassen erkennen, dass sich dieser Prozess über einen deutlich längeren Zeitraum erstreckt hat. Er ist so sehr geprägt gewesen von wechselseitiger argumentativer Befruchtung, dass man wie von der "Geburt des Christentums aus dem Geist des Judentums" auch von der "Geburt des Judentums aus dem Geist des Christentums" sprechen muss. Peter Schäfer zeigt in einer spannenden Analyse der Überlieferungen und Deutungen des Patriarchen Henoch bzw. des höchsten Engels Metatron, wie Anziehung und Abstoßung zwischen Judentum und Christentum in den formativen ersten Jahrhunderten Gestalt gewonnen haben.