Autorenportrait
Gottfried August Bürger, 31. 12. 1747 Molmerswende bei Halberstadt - 8. 6. 1794 Göttingen. Nach dem Besuch des Pädagogiums in Halle (1760-63) studierte der Pfarrerssohn zunächst Theologie in Halle (1764-67) und von 1768 an Jura und Philosophie in Göttingen. Hier lernte er die (späteren) Mitglieder des 1772 gegründeten Hainbundes kennen und publizierte seit 1771 seine Gedichte im Göttinger Musenalmanach, den er von 1778 an auch herausgab. Sein Berufsleben verlief unbefriedigend (1772 Amtmann in der Gerichtshalterstelle im abgelegenen Gelliehausen, 1784 Privatdozent, 1789 unbesoldeter Professor der Ästhetik an der Universität Göttingen), sein Privatleben unglücklich und skandalerregend (1775 Heirat mit Dorette Leonhart [? 1784] bei gleichzeitiger Liebe zu ihrer Schwester Molly [d. i. Auguste], 1785 Heirat mit Molly Leonhart, 1786 Tod Mollys; 1790 Heirat mit Elise Hahn aus Stuttgart, Scheidung 1792). Bekannt wurde er mit den im Almanach veröffentlichten Gedichten, die den Eindruck der Unmittelbarkeit, Lebendigkeit, Ursprünglichkeit erwecken und in diesem Sinn volksmäßig sein sollten. Erklärt und differenziert wird der Begriff der Popularität in dem programmatischen Herzensausguß über Volks-Poesie (Aus Daniel Wunderlichs Buch, 1776) und den Vorreden zu den Gedichtsammlungen von 1778 und 1789. Seine bedeutendsten Leistungen liegen auf dem Gebiet der Ballade; Lenore (1773) steht am Anfang der dt. Kunstballade. Seine politische Lyrik, die für die Unterdrückten Partei ergreift, ist von provozierender Radikalität. Als Übersetzer wandte er sich früh Homers Ilias zu (Teilübersetzungen in Jamben und Hexametern); 1783 erschien seine Übertragung von Shakespeares Macbeth. Dass er der Übersetzer und Bearbeiter des Münchhausen von R. E. Raspe war, blieb den Zeitgenossen unbekannt. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.