Beschreibung
Religiöse Kontroversen um Sexualerziehung, Abtreibung und Homosexualität prägen seit Jahrzehnten Alltag und Politik in den USA. Allerdings wissen wir bisher wenig darüber, wie protestantische Mainline-Kirchen an diesem Prozess partizipierten. Jana Hoffmanns Studie setzt hier an und untersucht am Beispiel der United Methodist Church, wie sich religiöse Sexualitätsdiskurse im Laufe des 20. Jahrhunderts veränderten und welchen Einfluss sie auf religiöse Familien-, Ehe- und Geschlechtervorstellungen hatten. Die Autorin zeigt hierbei, dass Mainline-Protestanten nicht nur auf gesellschaftliche Veränderungen reagierten, sondern sie aktiv anstießen, beeinflussten und mitgestalteten. So gelang es Mainline-Protestanten mit Hilfe einer neuen Sexualethik, christliche Wertvorstellungen in den 1950er Jahren zu modernisieren und zu demokratisieren, wobei sie an bestimmten Differenzachsen (race, class, gender) festhielten. Konservative Methodisten hingegen griffen später auf dieselben Diskursräume zurück, um ihrerseits Pluralisierungs- und Liberalisierungsprozesse rückgängig zu machen und den christlichen Wertekanon erneut enger zu führen. Sexualität wurde zum wichtigsten Distinktionsmerkmal von Religionsgemeinschaften. Die vorliegende Studie liefert damit den Schlüssel zum Verständnis der komplexen und oft widersprüchlichen Debatten um Religion und Sexualität in den USA des 20. und 21. Jahrhunderts.
Autorenportrait
Jana Kristin Hoffmann, Universität Bielefeld