Beschreibung
Was ist fremd? Warum ist jemandem etwas fremd? Wie geht man mit dem Fremden um? Dies sind die Hauptfragen, die den ersten, theoretischen Teil der Arbeit prägen. Gesucht werden Modelle, mit deren Hilfe die (kognitiven) Prozesse der Fremdheitswahrnehmung (im Mittelalter) umschrieben und gefasst werden können. Der zweite, praktische Teil wendet die dabei gewonnenen Ergebnisse auf einen Sonderfall der mittelalterlichen Wahrnehmung von Fremdheit an: auf die Berichte von den indischen Weisen, von den Brahmanen und Gymnosophisten, denen Alexander der Große auf seinem Indienzug begegnet sein soll und die als fixer Bestandteil vor allem – wenn auch nicht ausschließlich – der Alexanderromane ein reiches literarisches Nachleben bis in die Frühe Neuzeit hinein fanden. Weniger geht es dabei darum, dem echten, authentischen Bild von den indischen Weisen nachzuspüren – schon die ältesten, antiken Berichte beruhen zu einem beträchtlichen Teil auf literarischen Schemata zur Darstellung von fremden, fernen Wundervölkern. Die Frage ist vielmehr, in welcher Weise das Leben und Handeln der Weisen – insbesondere im Kontrast zum Wirken Alexanders – von den Texten imaginiert wird, welche Vorgänge bei der Ausbildung einer literarischen Tradition am Werk waren, und welchen Funktionalisierungen und Wertungen die Tradition zu verschiedenen Zeiten offen stand.
Autorenportrait
Der Autor: Florian Kragl, geboren 1979 in Salzburg, Studium der Deutschen Philologie und Musikwissenschaft an der Universität Wien. Mitarbeit an verschiedenen germanistischen und musikwissenschaftlichen Projekten, unter anderem an der Neuedition der Crône Heinrichs von dem Türlin. Derzeit Doktoratsstudium der Deutschen Philologie an der Universität Wien als DOC-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.