Beschreibung
Don Bosco schrieb an die Familie Colle:
Geehrter Herr, geehrte Frau Colle!
Der Herr, unser Gott, der, je nach den Interessen Seiner größeren Glorie, die Gaben Seiner allmächtigen Hand gibt oder nimmt, hat Ihnen ein besonderes Pfand Seiner Liebe in der Person eines Kindes gegeben, das bereits für seine Familie und für alle, die das Glück haben, es zu kennen, der Gegenstand hoher Freude war. Allein dieses so hoffnungsvolle Kind, Ihr vielgeliebter Ludwig, es glich jenen leuchtenden Gestirnen, welche einen Augenblick am Horizont erscheinen und dann, kaum dass sich der Blick an ihrem Lichte erfreute, wieder verschwinden und nimmer wiederkehren.
Dieses ist das nur zu getreue Lebensabbild unseres Ludwig. In kurzer Zeit ward er ein wahres Muster für die Jugend. Er berechtigte zu den schönsten Hoffnungen und schon erglänzten seine Tugenden über den häuslichen Kreis hinaus. Aber Ludwig war jenes glänzende Gestirn, bestimmt, nur kurze Zeit den Horizont zu erleuchten. Als eine für den Himmel reife Frucht, beschloß Gott, ihn dem dornigen Gestrüpp zu entreißen, das unser Tränental umgibt. Und wir haben Grund, fromm zu glauben, daß ihn Gott von dieser Erde nahm, um ihm mit den Engeln die ewigen Himmelsfreuden zu schenken.
Um Ihnen nun, teure Eltern, einigermaßen den tiefen Schmerz zu lindern, den dieser Verlust Ihren Herzen verursachen musste, kam mir der Gedanke, die noch lebendigen Erinnerungen jener Tugenden zu sammeln, die besonders in unserem geliebten Ludwig hervorleuchteten, um daraus gleichsam einen Blumenstrauß zu winden zum Troste seiner Familie und zum Beispiel für die christliche Tugend.
In dieser kurzen Biographie werden Sie ein Andenken erhalten an denjenigen, den Sie so sehr geliebt und der Ihnen so viele Tröstungen in diesem irdischen Leben bereitete, den aber Gott schon würdig der ewigen Belohnung gefunden. Dort, im glückseligen Paradiese, dort erwartet er Sie, und Sie werden ihm eines Tages dorthin folgen.
Alle Nachrichten, welche ich über unseren so früh vermißten Ludwig einzog, wurden mir von denjenigen mitgeteilt, die mit ihm lebten, mit ihm umgingen und Gelegenheit hatte, seine religiösen, caritativen und seeleneifrigen Gesinnungen kennen zu lernen, von denen dieses schöne Herz fortwährend beseelt war.
Sie wünschen es nicht, meine Verehrten, daß ich von Ihnen, von Ihren Tugenden spreche. Ich muß folgen. Deshalb werde ich in bezug auf Ihre Familie nur äußere Tatsachen erwähnen und was man davon nicht trennen kann.
Doch sei mir diese Gelegenheit ein Anlaß, Sie zu bitten, meinen wärmsten Dank zu genehmigen für die großmütigen Spenden, mit denen Sie die Kirche und das Hospiz zum heiligsten Herzen Jesu in Rom bedacht haben, wie auch für die Almosen, die Sie, als einmal, in Ihrer Großmut mir sandten, um unseren Wohltätigkeits-Anstalten zu Hilfe zu kommen.