Beschreibung
Harald Fischer-Tiné zeigt in seinem Essay die Grenzen der in der Wissenschaftsgeschichte lange verbreiteten eurozentrischen Diffusionsmodelle auf und demonstriert, dass wissenschaftliches Wissen kein topographisch lokalisierbares Zentrum besaß - auch nicht im scheinbar so eindeutig von der Dominanz des Westens geprägten kolonialen 19. Jahrhundert. Konkret wird das praktische Potenzial neuer historischer Perspektiven aus Globalgeschichte und new imperial history für eine Bereicherung der Wissensgeschichte anhand eines Beispiels aus der Geschichte der Medizin fruchtbar gemacht: der Genese der westlichen (Kolonial-)Medizin in Britisch-Indien sowie der gleichzeitig stattfindenden Transformation lokaler südasiatischer Heiltraditionen. Wie Fischer-Tiné argumentiert, entstand in beiden Fällen ein von Anleihen und Übersetzungen geprägtes Pidgin-Wissen, das sich einer eindeutigen geographischen, kulturellen oder ethnischen Verortung entzieht.
Autorenportrait
Harald Fischer-Tiné ist Professor für die Geschichte der modernen Welt an der ETH Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der neueren außereuropäischen Geschichte insbesondere in der Geschichte Südasiens und des britischen Empire. Zur Zeit arbeitet er an einer Monografie über indischen Diaspora-Nationalismus und antikolonialen Terrorismus im Europa des frühen 20. Jahrhunderts.
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