Beschreibung
Bhutan und Vietnam wurden aus unterschiedlichen Gründen prominente Partnerländer der schweizerischen Entwicklungshilfe. Am Beispiel Bhutans zeigt der Autor auf, wie wichtig private philanthropische Kontakte in der Frühphase der Entwicklungshilfe waren, so etwa die ausgesprochen freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Zürcher Unternehmerfamilie von Schulthess und dem bhutanesischen Königshaus. Detailreich wird die Geschichte zwischen den zwei Kleinststaaten nachgezeichnet, in welcher schweizerische Praxis und Traditionen die ersten Entwicklungsaktivitäten prägten. Im Fall von Vietnam verlangsamte der Kalte Krieg und die antikommunistische Haltung der schweizerischen Regierung die Aktivitäten der Schweiz stark, nur wenige Projekte mit dem sozialistischen Vietnam wurden lanciert. Erst in den 1990er Jahren, als sich Vietnam wirtschaftspolitisch öffnete und für den schweizerischen Markt interessant wurde, setzte eine intensivere technische Entwicklungshilfe ein. Das Buch macht deutlich, wie sich westliche und nichtwestliche Akteure bemühten, einen passenden Weg zur Modernisierung und Weltmarktanbindung der beiden asiatischen Staaten zu finden.
Autorenportrait
An Lac Truong Dinh hat an der Universität Basel Geschichte und Soziologie studiert. Er gewann 2012 den 'Prix Média' der Akademie der Wissenschaft Schweiz für gelungene Wissensvermittlung.
Inhalt
Einleitung
1 Geld, Adel und Intrigen: Familiennetzwerke als Wegbereiter der Entwicklungshilfe, 1948–1972
Transnationale Familien
Stadtzürcher Bürgertum
Internationale unternehmerische Tätigkeiten
Bhutanesischer Adel
Bhutanreisen der Patrizierfamilie von Schulthess
Die Dorji-Affäre
Westliche Erneuerungen gegen Tradition
Anlehnung an Indien
Freundschaft und Beratungstätigkeit
2 Zögerliche Schweiz: Diplomatie und Entwicklungspolitik im Zwist, 1960–1985
Schweiz – Vietnam 1961–1985
Schreckgespenst Vietnam
Das verlorene Rennen um «Gute Dienste»
Anerkennung Nordvietnams 1971
Ja zu humanitärer, nein zu bilateraler Hilfe
Einstellung der Hilfe nach dem Einmarsch in Kambodscha
Schweiz – Bhutan 1960–1983
«When India sneezes, Bhutan catches a cold»
Das erste DftZ-Projekt in Bhutan
Bhutan – «indisches Jagdgebiet»
Aufnahme diplomatischer Kontakte
3 Rassismus und Rückständigkeit: Repräsentationen im Entwicklungsdiskurs
Rassismus
Vorurteile und Diskriminierung
Koloniale Ursprünge
Rückständigkeit
Mittelalter
Chronozentrismus
Konstruierte Isolation
Modernisierungsbemühungen
Analogien zwischen der Schweiz und Bhutan
Überlegenheitsdenken
4 Von Kühen und Robinson Crusoes: Private Ansätze einer Entwicklungshilfe in Bhutan, 1964–1974
Private schweizerische Entwicklungsversuche
Käsephantasmen
Kuhpatenschaften als Grundstock der schweizerischen Projekte
Die Gründung der Stiftung Pro Bhutan
Alltag der «modernen Robinson Crusoes der Entwicklungshilfe»
Die guten «Praktiker»
Trial-and-Error auf schweizerische Art
Wandel bäuerlicher Praktiken
5 Vom Schreckgespenst zum Musterschüler: Wie Vietnam Schwerpunktland wurde, 1986–2000
Analogiebildungen
Asiatische Entwicklungskonzeptionen
Vielfältige Beziehungen zwischen Vietnam und dem Westen
Die Demokratische Republik Vietnam (1945–1976)
Sozialistische Republik Vietnam
Schweizerische Beobachtungen rund um «doi moi»
Markt anstatt Marx – der Reformprozess in den neunziger Jahren
Vietnamesische Entwicklungskonzeptionen
«Musterschüler in Sachen Marktwirtschaft»
Vietnam als Schwerpunktland
Schweiz – Vietnam: eine Partnerschaft?
Neues Selbstverständnis des einstigen Entwicklungslandes
Exkurs: Menschenrechtsdialog und Swissness, 1993–2013
Resümee