Beschreibung
Wie beeinflusste das Aufkommen der kommerziellen Computertechnik in Verwaltungen und Unternehmen in den 1960er und 1970er Jahren das gesellschaftliche Verhältnis zu (Personen-)Daten? Während dieser Zeit veränderten sich nicht nur Anwendungsbereiche und Arbeitspraxis der Datenverarbeitung grundlegend, vielmehr wurden auch Fragen von Macht und Kontrolle über Daten(-mengen) erstmals auf breiter Ebene problematisiert. Das Buch zeichnet anhand der frühen Computerisierungsphase in der Bundesrepublik Deutschland nach, wie der Umgang mit Daten zu einem gesellschaftlichen Thema wurde und wie er unter Verwaltungsfachleuten, Schriftstellern, Soziologen, Politik- und Rechtswissenschaftlern, auf politischer Ebene und in internationalen Organisationen kritische Aufmerksamkeit erregte. Die Studie ermöglicht Einblicke in den sich formierenden gesellschaftlichen Aushandlungsprozess um den Schutz und liefert damit eine historische Fundierung gegenwärtiger Diskussionen um Big Data oder Vorratsdatenspeicherung.
Autorenportrait
Julia Fleischhack ist Postdoc am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich.
Inhalt
Prolog: Eine Welt im Datenrausch
Datenfabriken
Auftakt: Vier IBM-360-Systeme
Die Verwaltungsautomation als staatliche Aufgabe
Erste (lokale) Schritte: Gemeinschaftliche Grossanlagen als kommunales Vorzeigemodell
Landesweite Automationslösungen: Die Synchronisation der Datenverwaltung
Ein hochtechnisches Universum in der Verwaltung: Daten- und Rechenzentren
Auf Massendatenverarbeitung programmiert
Die Furcht vor der Datenkonzentration oder: Die Macht der Datenmengen
Die Verschaltung der Daten
Die Bedenken vor dem «Vereinen von Wissen»
Vernetzung als (Er-)Lösung in der Landesverwaltung
Administrativer Datenaustausch in neuem Ausmass
Weltweite Netze
In realer Reichweite: Anschluss der «privaten Öffentlichkeit»
(Gescheiterte) Vernetzungsvisionen: Das «Informationsbankensystem»
(Un)kontrollierbare Datenbewegungen?
Der globale Datenhandel im Ausbau
Personendaten als kommerzielle Ware
«Daten über annähernd hundert Millionen Amerikaner»
Bis ins kleinste Detail
Ein Datenmarkt ausser Kontrolle
Alltägliche Invasionen
Die grossen Datensammler im Privatsektor
Menschliche Anschlussstellen
Personendaten im gesellschaftlichen Fokus
Warnende Stimmen aus Übersee: Datenüberwachung als - gesellschaftliche Bedrohung
Gewaltige Speicherpotenziale
Wachsendes Forschungsinteresse: Die Nutzung, Verteilung und Zusammenstellung von (Personen-)Daten und Dossiers
Unter kritischer Beobachtung: Das individuelle Datenverhalten
Öffentliche Aufklärungsprogramme: Kollektives Lernen über die Macht von Datenidentitäten und -spuren
Eine neue gesellschaftliche Erfahrung: Daten ausser Kontrolle
Schlusswort